Startseite Finanzen 10 Jahre früher in Rente gehen – ist dieser Traum realisierbar?

10 Jahre früher in Rente gehen – ist dieser Traum realisierbar?

von Oliver Schoch
884 Views
früher in Rente gehen

In den letzten Jahrzehnten ist das Rentenalter in Deutschland immer weiter angehoben wurden. Von 63 über 65 bis mittlerweile auf 67 Jahre wurde das Regelrenteneintrittsalter erhöht. Trotzdem oder gerade deshalb ist der Wunsch vieler Bürger geblieben bzw. entstanden, schon deutlich früher als mit 67 Jahren in den Ruhestand zu gehen. Die gesetzlichen Möglichkeiten, wie zum Beispiel die Rente mit 63, reichen vielen Menschen dabei nicht aus. Daher stellt sich die Frage, ob es finanziell realisierbar sein könnte, beispielsweise zehn Jahre früher als gewöhnlich in Rente zu gehen.

Individuelle Berechnung notwendig

Pauschal lässt sich die Frage, ob es aktuell in Deutschland finanziell möglich wäre, zehn Jahre früher als gewöhnlich in Rente zu gehen, natürlich nicht beantworten. Stattdessen sind teilweise sehr individuelle Berechnungen notwendig. Dies liegt schlichtweg daran, dass es verschiedene Faktoren gibt, welche die Antwort auf die Frage beantworten. Dazu zählen zum Beispiel:

  •  Einkommen
  •  Gesetzliche Rente
  •  Versorgungslücke
  •  Finanzielle Leistungskraft
  •  Zeit zum Ansparen
  •  Gewünschtes Budget

Diese Zahlen und noch einige weitere Fakten müssen bekannt sein bzw. berechnet werden, denn nur dann können Sie für sich selbst individuell die Frage beantworten, ob Sie beispielsweise schon mit 57 Jahren die Möglichkeit haben könnten, in den Ruhestand einzutreten. Mit den wichtigsten Daten und Zahlen, die für die Berechnung notwendig sind, möchten uns im Folgenden näher beschäftigen.

Gesetzliche Rente und Versorgungslücke ermitteln

Als Erstes sollten Sie natürlich wissen, mit welcher gesetzlichen Rente Sie ab dem Regeleintrittsalter, also ab dem 67. Lebensjahr, kalkulieren dürfen. Diese Zahl finden Sie allerdings nicht in Ihrer Renteninformation, denn dort steht lediglich aufgeführt, welche Rente Sie bisher erwirtschaftet haben und wie hoch die Rente ausfallen würde, wenn Sie weiterhin bis zu Ihrem 67. Lebensjahr in die Rentenversicherung einzahlen würden. Daher bietet es sich an dieser Stelle an, einen Rentenberater zu kontaktieren, denn dieser kann Ihnen genau sagen, welche Rente Sie voraussichtlich aus der gesetzlichen Rentenkasse erwarten dürfen, wenn Sie bis zu Ihrem 57. Lebensjahr einzahlen.

Als zweite Zahl benötigen Sie das Budget, welches Sie gerne ab dem Zeitpunkt Ihres vorzeitigen Ruhestandes monatlich haben möchten. Da diese Zahl vielleicht etwas abstrakt ist, orientieren Sie sich vielleicht einfach an Ihrem aktuellen Nettoeinkommen. Dies könnte auch das Budget sein, welches Sie ab dem Zeitpunkt Ihres vorzeitigen Renteneintritts haben möchten. Aus diesen zwei Zahlen, nämlich aus dem Budget abzüglich der kalkuliert gesetzlichen Rente ab 67, können Sie dann die persönliche Versorgungslücke, auch Rentenlücke bezeichnet, ermitteln. Somit wissen Sie bereits, welchen Betrag Sie monatlich ab Ihrem 67. Lebensjahr privat aufbringen müssen.

Kapitalbedarf ab dem gewünschten vorzeitigen Ruhestand ermitteln

Der Zeitraum ab Ihrem 67. Lebensjahr, ab welchem Sie die gesetzliche Rente erhalten, bis zu Ihrem Tod ist natürlich nur ein Teil der gesamten Zeit, die Sie mit zusätzlichem Kapital abdecken müssen. Die Berechnung beginnt nämlich bereits ab Ihrem 57. Lebensjahr, wenn Sie tatsächlich zehn Jahre vor dem gewöhnlichen Rentenbeginn schon Ruheständler sein möchten. Somit benötigen Sie zwischen Ihrem 57. und dem 67. Lebensjahr natürlich noch einmal mehr Kapital, da innerhalb dieses Zeitraums noch keine Leistungen aus der gesetzlichen Rentenkasse fließen.

In der Summe müssen Sie also wissen, wie viel Kapital Sie insgesamt ab Ihrem 57. Lebensjahr benötigen. Eine kalkulatorische Unsicherheit ist dabei natürlich, bis wann das Geld reichen muss. Dazu müssten Sie wissen, wie alt Sie werden, was selbstverständlich nicht möglich ist. Aus diesem Grund sollten Sie an dieser Stelle eine möglichst realistische Zahl wählen, die als Kalkulationsgrundlage dient, beispielsweise bis zu Ihrem 80. Lebensjahr.

Kapitalbedarf und an Sparzeit bestimmen monatliche Rate

Zwei Größen bestimmen ganz erheblich, wie hoch die monatliche Rate sein muss, die Sie ab sofort in einen Sparvertrag fließen lassen, um so das spätere vorzeitige Rentenalter realisieren zu können. Dabei handelt es sich zum einen um den bereits beschriebenen Kapitalbedarf ab Ihrem 57. Lebensjahr und zum anderen spielt die noch zur Verfügung stehende Ansparzeit eine gravierende Rolle. Wenn Sie beispielsweise nur noch 15 Jahre Zeit hätten, das benötigte Kapital anzusparen, ist der monatliche Beitrag erheblich höher, als wenn Ihnen zum Beispiel noch 30 Jahre zum Ansparen zu Verfügung stehen. Diese zwei Variablen müssen definitiv in die Gesamtrechnung mit einfließen. Insgesamt kann man sagen, dass Sie umso weniger monatlich einzahlen müssen, desto eher Sie mit dem Vermögensaufbau beginnen.

Welche Sparpläne stehen zur Verfügung?

Wenn Sie jetzt erst mit dem Vermögensaufbau beginnen und sich die Frage stellen, ob es finanziell noch möglich ist, zehn Jahre früher in Rente zu gehen, müssen Sie sich für einen bestimmten Sparplan entscheiden. Hier gibt es am Finanzmarkt eine gute Auswahl, von äußerst sicheren oder überdurchschnittlich rentablen Sparverträgen. Die Auswahl besteht insbesondere aus:

  •  Banksparpläne
  •  Fondssparpläne (inklusive ETF-Sparpläne)
  •  Aktiensparpläne
  •  Private Rentenversicherungen
  •  Kapitallebensversicherungen

Welche Sparvariante die beste ist, hängt wiederum von Ihren persönlichen Verhältnissen, Zielen und Einstellungen zu Sicherheit und Rendite ab.

Sind zehn Jahre früher in Rente gehen realisierbar? Eine Beispielrechnung

Vielleicht sind Sie an dieser Stelle bereits gespannt, welchen Betrag Sie monatlich ab jetzt in einen Sparvertrag fließen lassen müssten, um tatsächlich zehn Jahre früher als gewöhnlich in Rente gehen zu können. Selbstverständlich können wir im Folgenden nur mit Beispielzahlen arbeiten, die Sie allerdings aufgrund der übersichtlichen Rechnung problemlos durch Ihre individuellen Werte ersetzen können.

  •  Gesetzliche Rente ab Ihrem 67. Lebensjahr: monatlich 1.150 Euro
  •  Gewünschtes monatliches Einkommen ab 57: 2.300 Euro
  •  Versorgungslücke ab 67: 1.150 Euro
  •  Kapitalbedarf ab 57 (bis 80 Jahre): ca. 450.000 Euro
  •  Zeit zum Ansparen: 25 Jahre
  •  Rendite des Sparvertrages: 5,5 Prozent
  •  Monatlicher Sparbeitrag ab sofort: ca. 700 Euro

Wenn Sie es also schaffen, ab sofort mindestens 750 Euro pro Monat in einen Sparvertrag einzuzahlen, können Sie tatsächlich unter der Voraussetzung, dass eine durchschnittliche Rendite von beispielsweise 5,5 Prozent erzielt wird, die benötigte Kapitalsumme in Höhe von etwa 450.000 Euro ansparen. Damit könnten Sie sich die Rente finanzieren, die es Ihnen ermöglicht, schon zehn Jahre früher als gewöhnlich in den Ruhestand einzutreten. An dieser Stelle müssen Sie natürlich Ihre individuellen Zahlen in die Rechnung integrieren, um für sich persönlich zumindest ungefähr abschätzen zu können, ob die Rente mit 57 Jahren ein realisierbares Vorhaben ist.

Sollte dies uns nicht der Fall sein, weil die monatliche finanzielle Belastung in Form Sparbeiträge einfach zu hoch ist, gibt es durchaus noch mehrere Optionen. Sie könnten zum einen Ihr angestrebtes Budget etwas reduzieren, sodass (im Beispiel) vielleicht nicht 2.300 Euro monatlich zur Verfügung stehen sollen, sondern eventuell 2.000 Euro ausreichen. Eine andere Alternative wäre es, wenn Sie nicht bereits zehn Jahre vor dem eigentlichen Renteneintrittsalter in den Ruhestand gehen, sondern eventuell nur sechs oder sieben Jahre früher.

Das könnte Sie auch interessieren